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Leipziger Zankapfel: Richtfest für das neue Paulinum gefeiert
40 Jahre nach der Sprengung der Paulinerkirche durch das SED-Regime, ist am 21. Oktober auf dem neuen Campus der Leipziger Universität Richtfest für den Nachfolgebau gefeiert worden. Ein Kran zog die Richtkrone über den Rohbau des Paulinums, des Hauptgebäudes sowie des großen Hörsaals. „Die Universität erhält wieder ein eigenes bauliches Antlitz in der City“, sagte Rektor Franz Häuser anlässlich der Zeremonie. Im Inneren des Gebäudes soll sowohl universitäre, als auch geistliche Nutzung möglich sein. „Die Universität erhält wichtige Räumlichkeiten zurück, wie einen Aularaum, auf den sie sechs Jahrzehnte verzichten musste“, so Häuser weiter.
Begleitet wurde das Fest von erneuten Protesten von Kritikern des neuen Paulinums. Sie kritisieren, dass Aula und Andachtsraum durch eine transparente Plexiglaswand abgetrennt werden sollen. Auch sonst war der Uni-Neubau jahrelang heftig umstritten. So wurden die Ergebnisse des ersten Architekturwettbewerbs durch den Paulinerverein abgelehnt. Dieser hatte sich zuvor für einen Wiederaufbau der alten Universitätskirche Sankt Pauli eingesetzt. Die Kirche war im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und 1968 abgerissen worden. Anlässlich der Grundsteinlegung im Juli 2005 beklagte der Paulinerverein erneut die architektonische Gestaltung - insbesondere der Uni-Aula.
Der Entwurf für das neue Uni-Gebäude stammt von dem Architekten Erick van Egeraat. Er stellt einen Kompromiss dar, der nach jahrelangen Debatten gefunden wurde. In dem skulpturalen Bau bildet sich deutlich die Ansicht einer Giebelfassade mit gotischer Rosette und einem Spitzbogenfenster ab - ein Verweis auf die ehemalige Universitätskirche. Der - abgesehen von dieser Reminiszenz - klar und modern ausformulierte Solitär konkurriert mit den Bauten des Gewandhauses, der Oper und dem Uni-Hochhaus. Gleichzeitig soll er dem Wunsch nach Erinnerung an die alte Paulinerkirche gerecht werden.
Die Fertigstellung des rund 200 Millionen Euro teuren Baus ist zum 600. Geburtstag der Universität Leipzig im September 2009 vorgesehen. Dann sollen auf einer Hauptnutzfläche von 9.000 Quadratmetern die Fakultät für Mathematik und Informatik, die Philologische Fakultät, die Verwaltung sowie die Kustodie der Universität untergebracht werden. Zusätzlich soll der Gebäudekomplex einen großen Hörsaal mit 800 Sitzplätzen erhalten.