Stadtwohnen. Zurück in die Stadt!
Ein Berlin-Brandenburger erobert Leipzig
Ein Berlin-Brandenburger erobert Leipzig. Der Kabarett-Produzent Dr. Herbert Conrad verlagert seinen Lebenmittelpunkt vom Rande der Hauptstadt in die Messemetropole. Doch warum eigentlich?
Herr Dr. Conrad, Sie hatten die Wahl zwischen Berlin und Leipzig. Warum haben Sie sich dafür entschieden, eine Wohnung in Leipzig zu kaufen?
Dafür kann ich drei Gründe nennen: Zum Ersten ist die Stadt auf Grund ihrer guten Bahn-Anbindung eine sehr interessante Wohn-Alternative zu Berlin. Ich brauche von meinem bisherigen Wohnort Neuenhagen eine Stunde bis ins Zentrum der Hauptstadt. Mit dem ICE schaffe ich das von Leipzig aus auch in einer guten Stunde.
Zweitens: obwohl ich eher Berlin-Brandenburger als West-Sachse bin - ich habe viele Jahre in Karlshorst, in Oberschöneweide, in Mitte gelebt - wusste ich nicht: Wo wohnen in Berlin. Die Stadt ist eine Gruppe von Inseln, während Leipzig mit seinem attraktiven Stadtzentrum eine große Insel ist. Daneben durchzieht Leipzig ein wunderschönes grünes Band und es gibt zahlreiche Flüsse und Kanäle mit geruhsamen Wiesen und Ausflugslokalen.
Der dritte Grund ist meiner Freude am gemütlichen Radfahren geschuldet. Leipzig kann ich wunderbar auf zwei Rädern erkunden. Obwohl ich nicht mehr der Jüngste bin, komme ich dabei nicht ins Schwitzen, weil die Stadt so schön flach ist.
Warum kommt für Sie der Stadtrand nicht in Frage? Viele Menschen ziehen jetzt an die Seen am Rande der Stadt?
Weil ich lange genug am Stadtrand gelebt habe und das jetzt langweilig finde. Mein Wunsch ist es, nach einem Konzert nach Hause laufen zu können.
Haben Sie ihr Wohnviertel – das Musikviertel – bewusst ausgesucht oder war die Wohnung entscheidend?
Ich habe das Wohnviertel ganz bewusst ausgesucht. Wobei auch zwei, drei andere Ecken in Frage kamen. Der Kickerlingsberg zum Beispiel oder das Waldstraßenviertel. Das Musikviertel allerdings hatte oberste Priorität. Wie gesagt, ich wollte in der Innenstadt alles zu Fuß erreichen können.
Spielt die Infrastruktur für Sie überhaupt eine Rolle?
Natürlich setze ich voraus, dass ich eine Infrastruktur im Sinne der täglichen Versorgung vorfinde. Ideal ist ein Markt gleich in der Nähe, auf dem man frisches Obst und Gemüse kaufen kann. Am wichtigsten ist für mich allerdings die geistig-kulturelle Infrastruktur.
Welchen geistig-kulturellen Stellenwert hat Leipzig aus Ihrer Sicht?
In Mitteldeutschland gehört die Stadt ganz klar zu den Highlights – nach Berlin und neben Dresden. Leipzig ist eine erstaunlich junge Stadt, die interessante Möglichkeiten bietet. Und sie besitzt außerdem eine interessante „Off-Szene“, die für mich neben der Hochkultur auch sehr wichtig ist und von der ich mich gern inspirieren lasse.
Was gefällt Ihnen besonders?
Besonders begeistert mich, dass es rund um das Zentrum eine Nachwuchskultur gibt, die sehr kreativ und spontan ist und der es nicht nur ums Geld verdienen geht. Dazu gehört zum Beispiel die Schauhbühne Lindenfels und einiges, was rings herum angesiedelt ist. Gerade dort gibt es für mich noch viel zu entdecken.
Herr Dr. Conrad, wir bedanken uns für das Gespräch.
Das Gespräch führte Kornelia Kirchner.