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Street-Art-Bild "Madonna mit Kind" wird zum Denkmal
Wenn sich ein Hausbesitzer über ein illegal gesprühtes Graffiti an seiner Fassade freut, ist wohl etwas ziemlich Außergewöhnliches passiert. Und Horst Langner freut sich, darüber besteht kein Zweifel. Der Immobilienunternehmer strahlt, als er gestern das Graffiti an der Wand seines Hauses in der Leipziger Karl-Liebknecht-Straße 7 der Öffentlichkeit präsentiert: Eine Mutter mit Kind, dem Bild "Madonna der Pilger" des italienischen Barock-Malers Caravaggio nachempfunden.
Schöpfer des Werks ist der Street-Art-Pionier Blek le Rat. Der als Xavier Prou 1951 geborene Franzose, gilt als Erfinder der sogenannten Stencils, des Sprühens mit Hilfe von Schablonen, im Kontext von Graffiti. Bansky, internationaler Star der Street-Art, bezeichnet Blek le Rat als eines seiner Vorbilder.
1991 kam Prou auf Einladung der Universität zu einem Treffen mit Leipziger Künstlern in die Messestadt. Bei dem Besuch lernte der Franzose seine spätere Frau Sybille kennen, die bei der Organisation des Workshops half. Als Liebesbotschaft sprühte der Künstler die Madonna und versah sie mit der Widmung "Pour Sybille".
Erhalten blieb das Wandbild nur durch einen Zufall: Eine wilde Plakatwand konservierte es. Kulturmanagerin Maxi Kretzschmar hat es dann im vergangenen Jahr wiederentdeckt. Dabei stellte sich heraus: Die Madonna ist Blek le Rats ältestes noch erhaltenes Kunstwerk im öffentlichen Raum weltweit.
Kretzschmar schaltete Kulturamt und Denkmalpflege ein. Die Behörden erkannten rasch den Wert: Das Bild ist ein authentisches Zeugnis für die Zeit, als die Freiheit nach Leipzig kam und mit ihr Graffiti. Für rund 8000 Euro wurde die Madonna restauriert und mit einer Glasplatte geschützt, die Kosten haben sich Kulturamt und Investor Langner geteil.
(LVZ vom 14.4.2013 Autor: Clemens Haug)